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Paul Watzlawick – Warum wir nicht NICHT kommunizieren können
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Paul Watzlawick (1921 - 2007), Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler, revolutionierte unsere Auffassung von Kommunikation.
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Paul Watzlawicks Weg vom Dolmetscher in die Psychotherapie
Im österreichischen Villach wird 1921 einer der wichtigsten Psychotherapeuten, Philosophen und Kommunikationswissenschaftler des 21. Jahrhunderts geboren. Schon früh hat Paul Watzlawick mit Sprache zu tun – notgedrungen: Die Deutsche Wehrmacht verpflichtet ihn als Dolmetscher. Bald schon wird er wegen "Staatsfeindlicher Betätigung" verhaftet. Bei den Verhören übersetzt er unzureichend "zum Nachteil der Deutschen" und äußert sich außerdem regimekritisch. Kurz vor Kriegsende gelingt ihm die Flucht und er arbeitet bald wieder als Dolmetscher – diesmal für die Engländer.
Nach Ende des Krieges arbeitet er unter anderem als Polizeipsychologe. Dabei entdeckt er seine kommunikative Begabung: Ihm gegenüber gestehen Verdächtige häufiger als bei seinen Kollegen von der Polizei. Bald darauf beginnt er die Ausbildung zum Psychotherapeuten und zwar am C.G. Jung-Institut in Zürich. Dort ist das Psychotherapiestudium möglich, ohne vorher Medizin studiert zu haben. Ein Glücksfall für Watzlawick, der zuvor Philologie und Philosophie in Venedig studiert hatte.
Paul Watzlawick erklärt 1985 im Interview seine Kommunikationstheorie und das Unglücklichsein
Wirklichkeit ist eine Konstruktion
Als fertiger Psychotherapeut macht Paul Watzlawick Station in Indien. Ein einschneidendes Erlebnis, denn Verhaltensweisen, die in unserer westlich geprägten Welt Anzeichen psychischer Krankheiten sind, gelten dort als Ausdruck der Heiligkeit und Weisheit. Watzlawick kommt "zu der Einsicht, dass wir uns unsere Wirklichkeiten selbst schaffen und dann felsenfest annehmen, dass die Welt wirklich so ist."
Das heißt: Die Wirklichkeit, in der wir meinen zu leben, ist von uns selbst konstruiert. Dieser Konstruktivismus wird die Philosophie, auf der Paul Watzlawick seine psychotherapeutische Arbeit aufbaut:
Konstruktivismus nun ist das Studium jener Prozesse, mittels derer wir unsere Sicht der Welt konstruieren und dann felsenfest annehmen, so sei die Welt wirklich. Und das ist die Ursache unzähliger menschlicher Schwierigkeiten, denn der andere sieht das natürlich anders.
Revolution der Psychotherapie in Palo Alto
In den 1950er-Jahren verschlägt es Watzlawick ins kalifornische Palo Alto, wo der Name des neuen psychotherapeutischen Ansatzes geprägt wird. Das Palo-Alto-Modell wurde am Mental Research Institute (MRI) von Watzlawick mitentwickelt und basiert auf einer ganz schlichten Annahme: Probleme werden durch die Lösungsversuche derjenigen, die diese Probleme haben, aufrechterhalten und auch verkompliziert. Menschen mit sozialen Ängsten, die sich zurückziehen und dadurch immer mehr Angst bekommen und vereinsamen, sind ein klassisches Beispiel dafür. Letztendlich geht es darum, den Menschen ein Werkzeug in die Hand zu geben, damit sie ihre Wirklichkeiten zum Positiven hin verändern können.
Dieser Ansatz ist eine kleine Revolution in der Psychotherapie der 1970er. Die damals verbreitete Psychoanalytik basiert darauf, die Ursache von Problemen zu suchen. Die Psychoanalytik ist damit auf das Individuum und die Vergangenheit fixiert. Watzlawick hingegen blickt auf die Gegenwart und die aktuelle Lebenswirklichkeit seiner Patientinnen und Patienten und wie sie ihre Zukunft meistern können.
Die Vorgeschichte kann man vergessen, die nächsten Züge sind sehr wichtig. Und das ist seine Aversion gegen die Psychoanalyse, dass sie zu vergangenheitsfixiert ist. (...) Man will das in der Vergangenheit Schiefgegangene erretten und erlösen.
Wie kommunizieren wir?
Später in seinem Leben ist Paul Watzlawick viel als Vortragsreisender unterwegs. Mit seinen Theorien zur Kommunikation schafft er es, weite Bevölkerungsteile zu erreichen. Viele Menschen haben schon von den fünf Grundannahmen zur Kommunikation gehört. Die erste Grundannahme ist gleichzeitig die bekannteste:
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
Gemeint ist damit, dass wir – selbst wenn wir kein Wort sagen – immer mit unserem Körper, unserer Gestik und Mimik Botschaften an unsere Umgebung senden. Zum Beispiel wenn ein Mensch an der Bushaltestelle auf den Boden starrt. Dann ist klar: Diese Person möchte nicht angesprochen werden.
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Der Inhaltsaspekt ist die reine Information, die durch Worte mitgeteilt wird. Aber wie diese Worte mitgeteilt werden, hängt maßgeblich vom Beziehungsaspekt ab. Wenn die eigene Gießkanne bei einem Nachbarn vermutet wird, ist die Art und Weise der Fragestellung "Haben Sie zufällig meine Gießkanne?" entscheidend davon abhängig, ob man den Nachbarn mag und ob er oder sie vielleicht früher die Gießkanne schonmal ungefragt "geborgt" hat.
3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Das Wechselspiel von Aktion und Reaktion wird auch "Teufelskreis der Kommunikation" genannt. Was war zuerst da: strenger Chef oder demotivierter Angestellter?
4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Mit analoger Kommunikation ist die nonverbale Kommunikation gemeint, also Gestik und Mimik. Digitale Kommunikation repräsentiert die reine Inhaltsebene. Beispiel: Ein Mann hat Tee gekocht und möchte seine Freundin dazu einladen, sich auf eine Tasse Tee mit an den Tisch zu setzen. Auf digitaler Ebene sagt er "Der Tee ist fertig." Erst durch die analoge Kommunikation, ein Kopfnicken in Richtung Küchentisch, wo der dampfende Tee bereits steht, wird die Botschaft des Mannes klar.
5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Die zwischenmenschliche Kommunikation ist entscheidend durch die Beziehung der Parteien zueinander beeinflusst. Bei symmetrischer Kommunikation findet die Begegnung auf Augenhöhe statt, z.B. unter Arbeitskollegen. Bei komplementärer Kommunikation existiert ein Machtgefälle, z.B. zwischen einer Lehrerin und ihren Schülerinnen und Schülern.
Kommunikation für alle!
Bekannt wurde Watzlawik auch als populärwissenschaftlicher Autor. Die Paradoxien und unterhaltsamen Teufelskreise aus seinem Bestseller "Anleitung zum Unglücklichsein" wurden 2012 sogar verfilmt und sind bis heute in aller Munde:
Herr A und Herr B sitzen im Autobus zum Flugplatz, um zwei Flüge zu erreichen, die zum selben Zeitpunkt, aber in zwei verschiedene Richtungen abgehen. Der Autobus kommt in einen Riesenverkehrsstau hinein und der Autobus kommt mit 30 Minuten Verspätung an. Herr A erfährt, dass seine Maschine flugplanmäßig vor 30 Minuten abgeflogen ist. Herr B erfährt, dass seine Maschine ihrerseits verspätet war und vor fünf Minuten abgeflogen ist. Wer ärgert sich mehr?
2007 ist Paul Watzlawick verstorben. Für einen Mann, der die Psychotherapie dermaßen umgeworfen hat, war Watzlawick wohl eine recht unauffällige und bescheidene Person. Wegbegleiter beschreiben ihn als zurückhaltenden und förmlichen Mann.
Manuskript zur Sendung
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Die fünf Axiome nach Paul Watzlawick einfach erklärt
Erfahre die Grundlagen des Watzlawick-Modells zur zwischenmenschlichen Kommunikation. Von der Definition bis zur Anwendung im Alltag: Was bedeutet es, dass man nicht nicht kommunizieren kann? Welche Rolle spielen analoge und digitale Modalitäten?
Inhaltsverzeichnis zum Thema Fünf Axiome nach Watzlawick
Die fünf axiome nach paul watzlawick im überblick, definition der fünf axiome im watzlawick-modell, axiom 1 – man kann nicht nicht kommunizieren, axiom 2 – jede kommunikation hat einen inhalts- und einen beziehungsaspekt, axiom 3 – kommunikation ist immer ursache und wirkung, axiom 4 – analoge und digitale modalitäten, axiom 5 – kommunikation ist symmetrisch oder komplementär, kommunikationsmodelle, häufig gestellte fragen zum thema fünf axiome nach watzlawick.
- Paul Watzlawick ist der Begründer der sogenannten fünf Axiome der Kommunikation. Sein Kommunikationsmodell ist auch bekannt als das Watzlawick-Modell.
- Die fünf Axiome Watzlawicks dienen der Veranschaulichung der zwischenmenschlichen Kommunikation und lassen sich anhand von Beispielen aus dem Alltag einfach erklären.
- Watzlawick betont unter anderem die Rolle der Gefühle und die Stimmung der Kommunizierenden und erklärt, wie Missverständnisse und Konflikte entstehen.
- In seiner Kommunikationstheorie unterscheidet Watzlawick zwischen dem Inhalts- und dem Beziehungsaspekt sowie zwischen symmetrischer und komplementärer Kommunikation.
Quelle sofatutor.com
Wie willst du heute lernen?
Das sogenannte Watzlawick-Modell von Paul Watzlawick stammt aus der Kommunikationswissenschaft und ist ein bekanntes Modell zur Darstellung der verschiedenen Aspekte von Kommunikation . Kommunikation besteht nämlich aus mehr als nur Gesprochenem.
Mithilfe der fünf Axiome zeigt Watzlawick, dass Kommunikation nicht nur zum Austausch von Informationen dient, sondern Faktoren wie die Beziehung der Kommunizierenden, ihre Stimmung und ihre Gefühle eine Rolle spielen. Auch kann mithilfe der fünf Axiome aufgeschlüsselt werden, wie Missverständnisse und andere Konflikte in der Kommunikation entstehen.
Axiome sind Grundsätze , die allgemein anerkannt sind. Das bedeutet, dass sie nicht angezweifelt werden und als richtig gelten.
Die folgende Tabelle dient als Übersicht über die fünf Axiome nach Watzlawick:
Das Axiom Man kann nicht nicht kommunizieren bezieht sich darauf, dass Kommunikation auch fern von gesprochenen Worten geschieht. In der Kommunikationswissenschaft werden derartige nonverbale Faktoren auch paralinguistische Phänomene genannt. Darunter fallen beispielsweise die Sprechgeschwindigkeit, Sprechpausen, der Tonfall, aber auch körperliche Signale wie Körperhaltung, Mimik und Gestik.
Ein Beispiel für das erste Axiom ist die folgende Situation:
Im Bus sitzt jemand, der Kopfhörer trägt und aus dem Fenster schaut. → Obwohl die Person nicht spricht, verrät ihre Körperhaltung, dass sie sich nicht mit anderen Menschen unterhalten möchte.
In seinem Kommunikationsmodell unterscheidet Watzlawick zwischen dem Inhalts- und dem Beziehungsaspekt der Kommunikation.
Der Inhaltsaspekt bezieht sich auf den Inhalt des Gesagten, also die Information, die der Sender dem Empfänger vermittelt.
Der Beziehungsaspekt zeigt auf, wie die Kommunizierenden zueinander stehen, also ob sie sich beispielsweise gut kennen und mögen oder Fremde sind. Unter dem Beziehungsaspekt lassen sich somit persönliche Meinungen bzw. Stellungnahmen über das Gegenüber fassen. Über den Beziehungsaspekt wird oft auch definiert, wie Mitteilungen aufgefasst werden.
Nach Watzlawick gibt es keine rein informierende Kommunikation . Die zwischenmenschliche Beziehung spielt demnach stets eine zentrale Rolle. Sie wird meist durch Gestik, Mimik oder den Tonfall geäußert. Doch auch durch die Wortwahl lassen sich Hinweise auf den Beziehungsaspekt untersuchen.
Ein alltägliches Beispiel für das zweite Axiom ist die folgende Situation:
Trotz Annas schwacher Argumente gegen Pawel unterstützt Zeynep sie, da die beiden Mädchen befreundet sind. → Die freundschaftliche Beziehung der Mädchen und ihr Zusammenhalt wird durch Zeyneps Unterstützung in der Diskussion deutlich.
Das dritte Axiom bezieht sich auf die Kommunikation als Wechselbeziehung zwischen Ursache und Wirkung. Jede Kommunikation auf der einen Seite löst eine Reaktion auf der anderen Seite aus, die wiederum einen Effekt beim Gegenüber auslöst. Watzlawick nennt diesen unabsehbaren Kreis auch Interaktion .
Ein Beispiel für das dritte Axiom aus dem Alltag könnte wie folgt aussehen:
Der Sohn streitet sich mit seinen Eltern. Der Vater wirft seinem Sohn vor, ihm nie wirklich zuzuhören. Der Sohn beschwert sich über das ständige Nörgeln seiner Eltern und verlässt den Raum. Daraufhin ärgern sich wieder die Eltern über ihren Sohn und der Sohn ärgert sich über das Nörgeln der Eltern. → Das Beispiel veranschaulicht den Teufelskreis aus kommunikativer Aktion und Reaktion.
Watzlawick unterscheidet beim vierten Axiom zwischen analogen und digitalen Modalitäten.
Die digitalen Modalitäten bzw. digitale Kommunikation ist gekennzeichnet durch die Sprache auf der einen Seite und die Schrift auf der anderen Seite. Digitale Modalitäten beziehen sich demnach auf verbale Äußerungen , egal ob mündlich oder schriftlich.
Analoge Modalitäten werden definiert über nonverbale Äußerungen , wie Mimik, Gestik und Körpersprache. Diese nonverbalen Signale werden vom Gegenüber in Verbindung mit den verbalen Äußerungen gebracht.
Eine Interpretation des Gesagten ist nur unter Berücksichtigung der nonverbalen Äußerungen möglich. Digitale Modalitäten werden somit immer vor dem Hintergrund der analogen Modalitäten interpretiert.
Im Alltag finden wir das vierte Axiom beispielsweise in folgender Situation:
Das kleine Mädchen kommt nach Hause und weint. Seine Mutter fragt: „Was ist denn los, warum weinst du?“ „Nichts, es ist schon gut …“, antwortet das Mädchen. → Da die digitalen Modalitäten (das Gesagte) und die körperlichen Signale (das Weinen des Mädchens) nicht zusammenpassen, bemerkt die Mutter, dass etwas nicht stimmt.
Das fünfte Axiom Watzlawicks bezieht sich, genau wie das dritte Axiom, auf die Beziehung der Kommunizierenden. Nach seinem Kommunikationsmodell ist Kommunikation entweder symmetrisch oder komplementär.
Symmetrische Kommunikation bedeutet, dass die beiden Kommunizierenden Ungleichheiten minimieren und sich auf ihre Gemeinsamkeiten konzentrieren. So kann Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden. Gleichzeitig spiegeln die Kommunizierenden das Verhalten des jeweils anderen.
Bei der komplementären Kommunikation liegen die Unterschiede der Kommunizierenden verstärkt im Fokus. Dabei handelt es sich oftmals um ein Machtgefälle , also um Hierarchien zwischen den Kommunizierenden. Komplementäre Beziehungen findet man beispielsweise zwischen Eltern und Kindern, Lehrkräften und Schülerinnen oder Schülern, Chefs und Angestellten.
Beispiele für das fünfte Axiom sind die folgenden Szenarien:
Tayfun und Abdul unterhalten sich über ihr liebstes Hobby: Fußball. → Sie sind Freunde und kommunizieren auf Augenhöhe. Diese gleichgestellte Unterhaltung über Gemeinsamkeiten ist die symmetrische Kommunikation.
Wenn Abdul sich jedoch mit seiner Lehrerin über den Deutschunterricht unterhält, spricht man von komplementärer Kommunikation, da die Lehrerin eine Autoritätsperson ist, der Abdul untergeordnet ist.
Das Watzlawick-Modell ist eines von vielen Kommunikationsmodellen. Es zeigt, dass Kommunikation mehr ist als ein bloßer Austausch von Information.
Neben Watzlawick haben sich auch andere Kommunikationswissenschaftler mit Theorien der Kommunikation beschäftigt. Weitere bekannte Kommunikationsmodelle sind das Eisbergmodell, das Vier-Ohren-Modell, das Organon-Modell, das Sender-Empfänger-Modell oder die Transaktionsanalyse.
Paul Watzlawick war ein österreichischer Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler. Er ist insbesondere bekannt für sein Kommunikationsmodell der fünf Axiome .
Die fünf Axiome von Paul Watzlawick bilden eines der bekanntesten Kommunikationsmodelle zur Veranschaulichung zwischenmenschlicher Kommunikation.
- Man kann nicht nicht kommunizieren.
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär.
Nach Watzlawick ist Kommunikation mehr als der reine Informationsaustausch. Faktoren wie die zwischenmenschliche Beziehung und nonverbale Äußerungen sind ausschlaggebend. Watzlawick hat seine Kommunikationstheorie in Form von fünf Axiomen festgehalten.
Ein Axiom ist ein Grundsatz einer Theorie oder einer Wissenschaft, die als wahr angenommen wird und nicht bewiesen werden muss.
Axiome sind Grundsätze, die als allgemeingültig angenommen werden. Ihre Richtigkeit muss also nicht überprüft werden.
Laut dem Watzlawick-Modell ist Kommunikation sehr vielseitig. Neben dem Gesagten spielen auch Faktoren wie körperliche Signale und zwischenmenschliche Faktoren eine wesentliche Rolle.
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